Ein Jahr wie im Flug. Es war im Herbst vorletzten Jahres, als der japanische Student Tokai Kitamura mit einer E-Mail angekündigt hatte, dass er im Januar 2022 für ein Jahr nach Stuttgart kommen würde, Florettfechter sei mit uns trainieren und ein Jahr Mitglied im PSV werden möchte. Und so kam es auch. Ich sehe ihn noch an einem Dienstag Ende Januar in unsere Halle kommen, mit einer tiefen Verbeugung stellte er sich vor und als  erstes entschuldigte er sich, da er fünf Minuten zu spät gekommen sei. Japanische Höflichkeit und Pflichtbewusstsein in Reinkultur. Da staunten die PSV-Mädels und Jungs, die so etwas noch nie erlebt hatten. Und dann legte Tokai los: Wie ein Kugelblitz fegte er über die Planche und zeigte unseren Jungs, was für ein exzellenter Fechter er ist. Am Bahnende baute er seine Handykamera auf, nahm seine Gefechte auf und studierte anschließend seine Fehler. Wenn er Ernst machte, hatten unsere Fechterinnen und Fechter meistens das Nachsehen. In diesem Jahr ließ er kein Turnier in Deutschland und Europa aus, an dem er starten durfte. Paris, Wien, Prag, Florenz, London, Barcelona sind nur ein Ausschnitt aus seinen Kultur -und Fechterausflügen. Aber auch bei unserem jährlichen Trainingslager zum Saisonbeginn und an unserer Kultfreizeit in Bühlertann zum Saisonausklang war Tokai mit dabei und hier legte er seine japanische Zurückhaltung etwas ab und feierte fröhlich mit der gesamten PSV-Familie. In dem einen Jahr ist er ein echter PSV ler geworden. Fast flossen Tränen bei seiner offiziellen Verabschiedung in der Vereinsgaststätte, wo er mit einer PSV-Mütze, einem PSV-T-Shirt und einem PSV Wimpel Richtung Tokio verabschiedet wurde.

Mach´s gut, lieber Tokai, und vielleicht klappt es ja mit einem Besuch der PSV-Fechterinnen und Fechter in Tokio zu einem Vergleichskampf mit deinen Universitätsfechtern.

Michael Kühner